Erdäpfeln sann holt a oarme Leut Essn hat meine Oma immer gesagt und obwohl sie in so vielen Dingen Recht hatte, muss ich ihr in diesem Fall widersprechen. Ich bin nämlich der Meinung, dass Kartoffel Gerichte so ganz und gar kein arme Leute Essen sind. Sie sind nämlich vielseitig einsetzbar, machen wunderbar satt und können wahnsinnig lecker sein. Eines meiner Lieblingsgerichte aus meiner steirischen Heimat möchte ich euch heute mit diesem gschmackigen Kartoffelstrudel ans Herz legen.
Mensch, wo sind sie nur hin die guten alten Zeiten, als der Frühling noch ein Frühling war und ich noch ein kleines Mädchen – das mit großen Augen ihre Oma dabei beobachtet hat, wie sie auf ihrem alten Baumwolltuch ihren Strudelteig auszog. Ich kann mich noch gut daran erinnern, mit wie viel Liebe sie das immer gemacht hat. Sie hatte dabei immer eine gepunktete Kochschürze an und versteckte ihre Haare unter einem Kopftuch, fast so als wäre es ein fixer Bestandteil ihres Rezeptes, oder ihr eigenes kleines Strudel Ritual. Wie leicht das doch immer ausgesehen hat, wenn sie ihren Strudelteig so dünn auszog, dass man eine Zeitung darunter durchlesen hätte können. Ihr könnt euch wahrscheinlich schon denken, dass ich meiner Oma keine besonders große Hilfe war, aber ich konnte es einfach nicht lassen und wollte ihr jedes mal dabei helfen.
Meine Oma wusste wahrscheinlich schon im Vorfeld dass ich Löcher in ihren Teig reissen würde und hat mir vorsichtshalber immer nur den Strudelrand überlassen, denn sie dann ohnehin mit einem Teigrad zurecht schnitt. Die gewellten Strudelstangen legte sie dann jeweils einfach neben ihren Kartoffel Strudel in den Ofen und mein Bruder und ich durften sie nach dem Essen mit ein wenig Puderzucker bestäuben und als Dessert genießen. Herrlich, sag ich euch!
Mittlerweile hat sich leider so einiges verändert. Vom Frühling fehlte hier in letzter Zeit jegliche Spur und meinen Kartoffelstrudel muss ich leider auch meistens alleine herstellen, da sich Herr Gaumenpoet in der Regel genau so wenig hilfreich anstellt, wie ich es früher vermutlich getan habe. Aber bereits beim ersten Bissen in einen schnabulösen Kartoffelstrudel steht für mich für einen kleinen Moment die Zeit still und ich fühle mich wie damals, als ich meine Strudelränder meistens zum Abendessen genießen musste, weil der Kartoffelstrudel so lecker war, dass ich mir jedes mal noch ein zweites Stück genehmigen musst. :o)
Der Kartoffelstrudel ist eigentlich relativ schnell gemacht und die benötigten Zutaten sind meistens sogar im Haus. Natürlich braucht der Strudelteig schon ein wenig Fingerspitzengefühl, aber mit ein bisschen Übung geht es euch bestimmt leicht von der Hand und falls ihr keine Lust oder keine Zeit habt, könnt ihr alternativ natürlich auch auf eine Rolle Strudelteig zurück greifen. Wenn der Teig erstmal hauchdünn ausgezogen wurde, wird er mit ein wenig Sauerrahm bestrichen, mit roh (geraffelten) Kartoffeln belegt und nach Belieben noch zusätzlich mit ein paar würzigen Speckwürfelchen verfeinert. Ihr könnt den Kartoffelstrudel übrigens auch ganz wunderbar kalt genießen, oder ihn am nächsten Tag nochmal aufwärmen. Zusammen mit einer schnell angerührten Kräutersauce und einem knackigen Salat ist er auf alle Fälle ein sehr leckerer und zudem kostengünstiger Sattmacher für die ganze Familie, der auch an wärmeren Tagen bei uns immer wieder gerne aufgetischt wird.
Also ihr Lieben, überzeugt euch doch einfach selbst und gönnt euch ein großes Stück vom Steirischen Kartoffelstrudel Glück!
Wo die Liebe den Tisch deckt,
schmeckt das Essen am besten.
Für den Strudelteig ca. 60 ml warmes Wasser 800 g mehlige Kartoffeln 200 g JoghurtZutaten
120 g glattes Mehl Type 480 / Deutschland Type 405
1 EL neutrales Pflanzenöl
1 Spritzer Essig oder Zitronensaft (ca. 1/2 TL)
1 Prise Salz
ca. 1 TL Öl zum Bestreichen des Teiges
Mehl zum Strudelteig verarbeiten
150 g Sauerrahm
1 große Zwiebel
200 g geräucherte Speckwürfel
1 TL getrockneter Majoran
1 EL Petersilie
1 Confierter Knoblauch oder 1 kleine Zehe frischen Knoblauch (nach Belieben)
Salz
Pfeffer
1 Prise Muskatnuss gemahlen
150 g Sauerrahm
1 EL frisch gepressten Zitronensaft
1 kleiner Bund Schnittlauch
1 Kleiner Bund Petersilie
1 EL Dill
Salz
PfefferZubereitung
2 Kommentare
Liebe Sarah,
welch ein wunderschöner Beitrag. Das hast du so schön erzählt und dein Strudel sieht klasse aus. Davon würde ich auch gerne naschen, egal ob süß oder herzhaft.
Liebe Grüße Janke
Liebe Janke,
So, jetzt hab ichs auch endlich mal geschafft dir auf deine lieben Wort zu antworten. Mensch, ich hab mich schon wieder so sehr darüber gefreut, hier von dir so eine liebe Nachricht erhalten zu dürfen. Ich hab ja viel zu lange mit dem Beitrag gebraucht und hatte dir gegenüber schon ein richtig schlechtes Gewissen! Da freut es mich natürlich umso mehr, dass dir der Strudel so gut gefällt! Beim nächsten Treffen sollten wir unbedingt mal gemeinsam strudeln! 😉
Liebes Jankelein, ich wünsche dir noch einen kuscheligen Abend und drück dich und Trüffelchen ganz lieb! <3